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TZ vom 03.12.2015 (Ottobrunn)

Dieser Münchner Pilot eröffnet eine eigene Chocolaterie

Andreas Mohrs Chocion

 Extra für die tz steht Andreas Mohrs (42) mit seiner Pilotenuniform im Laden, dort gibt’s auch einen Schokoflieger (13,95 Euro). © Sigi Jantz

 Ottobrunn - Normalerweise fliegt er durch die Lüfte - mittlerweile aber ganz und gar auf Schokolade: Der Münchner Pilot Andreas Mohrs hat eine Chocolaterie eröffnet.

Sidestick, Thrustlever, künstlicher Horizont – damit kennt sich Andreas Mohrs (42) aus Solln bestens aus. Für uns Normalsterbliche: Sidesticks sind Steuerknüppel, Thrustlever eine Art Gaspedal mit Handbedienung und der künstliche Horizont eine Navigationshilfe, damit das Ding schön gerade fliegt. Andreas Mohrs ist Pilot und seit 15 Jahren bei Deutschlands größter Airline beschäftigt. Privat ist er dagegen bei Himbeernougat, Marzipan-Zimt und Münchner Zartbitter gelandet: Denn der gebürtige Eifler hat eine eigene Chocolaterie mit Café eröffnet, das Chocion Schokoladenparadies in Ottobrunn (Kreis München). Der tz erzählt er, auf welche Pralinen er besonders fliegt:

 Herr Mohrs, Hand aufs Herz, wie viel Schokolade verstecken Sie bei sich im Cockpit?

Andreas Mohrs: Nichts! (lacht) Dafür im Handgepäck für die Kollegen. Aber ich nehme immer Schokolade von meinen Reisen mit nach Hause. Die besten Ideen gibt es dann in Ottobrunn, also süße Versuchungen aus aller Welt, etwa Chicago Brownies.

 Wie kam’s zu Ihrer Reise ins Schokoladengeschäft?

Vor etwa sieben Jahren habe ich in einem Wiener Kaffeehaus eine heiße Schokolade bestellt – und bekam eine heiße Tasse Milch und ein Stück Schoko am Stiel zum Reintauchen. Das fand ich großartig und habe es einem befreundeten Chocolatier aus New York erzählt. Wir nannten die Idee „Hot Spoon“, und die wurde in New York der Renner. Ich war finanziell beteiligt – und wusste seitdem, dass ich mir ein zweites Standbein schaffen kann.

Chocion in Ottobrunn

 Mohrs hat in seiner Chocolaterie süße Versuchungen.

 

Eine Art Rettungsweste im Notfall?

Ja. Denn als Pilot hat man nur eine Lizenz, sonst nichts. Wenn ich berufsunfähig werde, etwa weil ich nicht mehr gut sehe, ist es aus. Das ist Kollegen schon passiert. Außerdem kann ich mich mit der Schokolade sozial engagieren.

Schweinshaxe aus Schokolade

Schweinshaxe aus Schokolade mit Marzipan Knödel. © Sigi Jantz

 

Und wie funktioniert dieser Lichtstreif am Horizont?

Zum einen bekommen wir unseren Edelkakao aus einem sozialen Projekt namens Casa Luker nahe Bogota in Kolumbien. Das habe ich selbst besucht: Hier gibt es keine Kinderarbeit, wie oft in der Schokoladenindustrie üblich. Es gibt keine Hungerlöhne, es werden keine Pestizide eingesetzt, und den Bauern wird Weiterbildung in Sachen Ernte angeboten. Aber auch bei uns in Bayern ist mir fairer Handel sehr wichtig.


Wie steuern Sie den an?

Unsere Milch stammt aus dem Projekt Sternenfair, einem Zusammenschluss von Bauern, die ihre Tiere artgerecht halten und 40 Cent pro Liter Milch erhalten – anstelle der üblichen 26 Cent. Dort bei Rosenheim wird unsere Schokolade auch per Hand gefertigt.

 

Bei welcher Praline gibt’s denn in Ihrer Produktion die meisten Turbulenzen?

Am meisten Arbeit macht sicher die König-Otto-Praline, die wir eigens für Ottobrunn geschaffen haben: mit einer Chiemgauer Kirsche, dunklem Sahnetrüffel und viel Zartbitterschokolade. Diese Komponenten zu verbinden, braucht Zeit.

 

Und bei welcher Praline können Sie sich nicht bremsen?

Wiener Mandel Nougat! Das ist weißes Nougat mit gebrannten Mandeln – himmlisch. Dafür muss ich dann immer joggen, sonst wird die Uniform zu eng.

 

Gab’s Ihre Pralinen schon mal an Bord?

Ich habe die Kollegen mal probieren lassen – und alle waren begeistert. Aber bei dem Testflug ist es bisher geblieben, weil es bestehende Verträge gibt. Natürlich wär’s mein Traum, meine eigenen Pralinen im eigenen Flugzeug um die Welt zu fliegen!

 

Und welche Route schmeckt Ihnen am besten?

Am liebsten fliege ich nach Mexiko, die Tausende Jahre alte Kultur beeindruckt mich. Und: Das Volk der Olmeken hat am Golf von Mexiko kakawa erfunden, die Trinkschokolade. Vor rund 3000 Jahren!

Zum Schluss bitte ein Weihnachtstipp für die Herren:


Mit welcher Ihrer Pralinen wird Mann in der Damenwelt zum Überflieger?
Sicher mit Champagner-Trüffel. Die meisten Mädels lieben Champagner – und in Kombination mit frischer Sahne ist das ein Traum!

Martina Williams

Link zum Artikel bei der TZ